Kärntner Landesverband beanstandet ORF-Werbung für "Samenspende"
Da staunt der Zuschauer nicht schlecht: aufgerufen wird im ORF eine „gute Tat“ zu tun und bedürftigen Paaren mit Samen- und Eizellenspenden zu helfen. Was in gewissen Studentenkreisen schon länger hinter vorgehaltener Hand und offen die Runde macht - dass nämlich ein Klagenfurter Fertilitätsinstitut dringend nach jungen Spenderinnen sucht -hat nun also Rückendeckung durch die öffentlichen Medien. In scheinbarer Arglosigkeit verzichten diese völlig darauf, auf wesentliche Aspekte der Thematik aufmerksam zu machen. Zum einen ist eine Eizellenspende alles andere als harmlos. Vielmehr birgt sie für die jungen Frauen erhebliche gesundheitliche Risiken, bis hin zu einer möglichen Unfruchtbarkeit. Zum anderen wird einseitig nur die Situation der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch gezeigt. Niemand bezweifelt, dass ihre Lage schwer und ihr Wunsch berechtigt ist.
Aber: wer fragt nach den Kindern? Jeder Mensch möchte seine Wurzeln kennen. Viele Menschen verbringen Jahre damit, ihre eigene Identität zu suchen, herauszufinden wer sie sind und woher sie kommen. Der Gesetzgeber trägt dieser Tatsache Rechnung. Jedes Kind hat im Alter von 14 Jahren das Recht zu erfahren, wer seine leiblichen Eltern sind. Aber ist das genug? Gibt es ein Recht auf ein Kind, dem wissentlich der Kontakt mit den leiblichen Eltern von vornherein vorenthalten ist?
Laut UN-Kinderrechtskonvention Artikel 3 ist bei allem Maßnahmen, die Kinder betreffen, das Wohl des Kindes vorrangig zu berücksichtigen. Worin besteht Kindeswohl? Was ist mit ihrem Recht auf Vater und Mutter? Wer spricht für die Kinder, die selbst noch keine Stimme haben?
Es braucht Fürsprecher, die sich stark machen für diejenigen, die am Anfang ihres Lebens noch nicht in der Lage sind, sich selbst zu artikulieren. Fürsprecher auch, Frauen in Not zu helfen, die ungewollt schwanger sind und in unserer Gesellschaft keine Möglichkeit sehen, ihre Kinder zur Welt zu bringen.
Last not least: in dem Beitrag wird der Eindruck erweckt, als handele es sich um eine Art Blutspende. Ist den Spender bewusst, dass sie damit zu Eltern werden? Welchem Auftrag fühlt sich der ORF verpflichtet?
Zu wenig Samenspender in Kärnten
http://kaernten.orf.at/news/stories/2822756/
Auf unsere Nachfrage antwortete Chefredakteur Bernhard Bieche:
"Wir sind bemüht zu allen Theman ausgewogen zu berichten. In diesem Fall hätten wir, selbstkritisch betrachtet, gleich beide Seiten zu einer Geschichte zusammenziehen sollen".
Auf der ORF-Homepage wurde folgende Gegendarstellung veröffentlicht:
Aktion Leben: Mehr Aufklärung bei Samenspende
http://kaernten.orf.at/news/stories/2823613/