Beschwerde zur Radio-Sendereihe „Geschichte der Abtreibung"
Bezugnehmend zur Sendereihe „Geschichte der Abtreibung“, (Ö1, Radiokolleg vom 30.10, 31.10. und 2.11.):
In den Beiträgen wurde hauptsächlich pro Abtreibung argumentiert. So kamen beinahe nur Organisationen und Personen zu Wort, die Abtreibung grundsätzlich positiv oder gar als ein „Menschenrecht“ sehen. Geradezu grotesk mutet es an, das einseitig einem Arzt viel Stimmrecht gegeben wird, der – wie bekannt ist – großen finanziellen Nutzen am Geschäft mit dem Abbruch von Schwangerschaften hat.
Die Stimmen derer, die einen Abbruch begründet als problematisch ansehen, waren marginal. Dabei wäre es wichtig gerade diesen Frauen eine Stimme zu geben, um auf die psychischen Gefahren, die mit einem Schwangerschaftsabbruch verbunden sind aufmerksam zu machen.
Abgesehen von allen ethischen Fragen – das Herz eines Kindes beginnt bereits in der dritten Schwangerschaftswoche zu schlagen! – ist ausgewogene Berichterstattung wichtig, darauf hinzuweisen, dass viele Frauen langfristig unter einer Abtreibungserfahrung leiden und sich nach Hilfe sehnen. Aus anfänglicher Erleichterung wird oft Trauer, Schmerz und Reue. Dies kann zu belastenden Symptomen führen. Durch die weitreichende Tabuisierung bleiben jedoch klinische Zusammenhänge und psychische Folgen für Angehörige häufig unentdeckt.
Das Thema betrifft auch die Väter, denen im Entscheidungsprozess oft die Möglichkeit der Einflussnahme genommen ist und die um ihre nicht geborenen Kinder trauern. Noch gänzlich unerforscht sind die Auswirkungen einer Abtreibung auf Geschwisterkinder. Auch sie sind betroffen. So berichten Psychologen von diffusen Störungen bei Kindern mit (teilweise geheim gehaltener) Abtreibungserfahrung in der Familie.
Völlig unerwähnt bleibt, dass 80 % aller Frauen in einer Umfrage angeben, dass sie diesen Schritt nicht gesetzt hätten, wenn ihnen in der schwierigen Phase der Entscheidungsfindung ein Mensch beiseite gestanden und ihnen Mut zugesprochen hätte.
Das ist ein Ansatzpunkt, der in dieser schwierigen Phase sowohl für die Mutter und noch mehr für das Kind lebensentscheidend und im wahrsten Sinn des Wortes „Not“-wendend sein kann. Umso unverständlicher, dass nichts davon berichtet wurde.
Der ORF erhebt den Anspruch auf seriöse Berichterstattung. In der Sendereihe wurde nicht nur einseitig berichtet, es wurden zudem Personen und Organisationen, die sich für einen Schutz des Lebens von Anfang an – also von der natürlichen Empfängnis – einsetzen, in diffamierender Weise dargestellt. Mehrfach wurde auf subtile Weise der Eindruck erweckt, dass Lebensschutzorganisationen Frauen in Not bestraft wissen und in einen illegalen und lebensgefährlichen Schwangerschaftsabbruch treiben wollten.
Diese schiefe Optik ist einer seriösen Berichterstattung nicht würdig.
Wir fordern eine weitere Sendung, in der sowohl Betroffene als auch Hilfsorganisationen zu Wort kommen, die über viel Erfahrung verfügen und die andere Seite darstellen