Fläschchen, Frisuren und Familienvertrauen – Eine Nacht mit Samuel
Zeiten, in denen Samuel jausnet, Flascherl bekommt, schläft, und aufsteht. Was er jausnet, wieviel Wasser und Messlöffel Pulver ins Abend- und Nachtflascherl kommen. Wann die Zähne zu putzen sind, wo der Pyjama, der Schlafsack und das Gewand für den nächsten Morgen zu finden sind und noch einige wichtige Tipps.
Samuel schläft gleich bei der Autofahrt ein, auf der Hochzeit gab es zu viel zu sehen, da war schlafen einfach nicht möglich. Was heißt das jetzt für seine Schlafenszeit am Abend? Nach dem „Jausen-Gemetzel“ – Samuel isst Käse-, Butterbrot-, Tomaten- und Gurken-Stückerl. Manches versucht er mit einer kleinen Gabel aufzuspießen und in den Mund zu führen, parallel verwendet er seine Hände. Alleine zu essen ist für Samuel ein höchst sinnliches Erlebnis. Natürlich findet nicht jedes Teil sein Ziel und manches fällt ihm auch wieder aus dem Mund. Übung macht den Meister, und er wird immer geschickter. Nach der Jause spielen wir noch eine Weile und schauen uns Bücher an.
Hilfe, ich kann es nicht finden!
Samuel ist anzusehen, dass er müde wird, ich schaue mal, wo ich das Flascherl-Pulver finde. Oje, auf der Arbeitsfläche steht es nicht. Ich kenne mich in den Küchen meiner Töchter nicht so gut aus und Samuel kann ich nicht fragen. Also muss ich die Küchenschränke durchsuchen. Leider werde ich nicht fündig. Wie gut, dass ich meine Tochter anrufen kann. Die Erklärung, wo die Dose steht, lässt mich genauer schauen – da meine Tochter und auch der Schwiegersohn sehr groß sind, steht die Dose über meiner Augenhöhe. Alles gut, jetzt geht es an das Bettgehritual. Samuel ist vertrauensvoll und lässt sich ohne Probleme von mir niederlegen.
Aus dem Schlaf gerissen
Ich rechne damit, dass ich mindestens zweimal aufstehen muss, um Samuel ein Fläschchen zu geben. Ich schlafe ein und bin trotzdem in Alarmbereitschaft. Beim ersten Mucks aus dem Babyphon hüpfe ich wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett. Jetzt nur keine Zeit verlieren! Das Flascherl richten und schnell zu Samuel, bevor er zu munter wird. Ich bekomme das ganz gut hin, er trinkt im Bettchen liegend und schläft mit dem Schnuller und meiner Hand binnen kürzester Zeit wieder ein. Beim zweiten Fläschchen, vier Stunden später gehört er auch noch gewickelt. Ich habe Respekt davor, im fast dunklen Zimmer alle Handgriffe richtig hinzubekommen. Alles gut auch jetzt schläft Samuel schnell wieder ein. Um 5 Uhr ist Tagwache, Samuel steht bestens gelaunt im Bett und gibt mir zu verstehen, dass er jetzt aufstehen will. Ich muss mir den fehlenden Schlaf dann wohl bei einem Mittagsschläfchen holen.
Lenie und Frisuren
Lenie (4 ½ J.) hat Stirnfransen, dazu gekommen ist es zu Halloween vorigen Jahres. Lenie will aussehen wie „Dracu Laura“, eine Figur aus einer Kinderserie. Ihre Mama erklärt ihr vor dem Abschnitt was es heißt, wenn auf einmal nicht mehr alle Haare in Zöpfen oder einem Pferdeschwanz einzufangen sind. Lenie bleibt standhaft. Nach dem Abschneiden der Haare ist sie zwar kurz entsetzt, aber das legt sich schnell wieder. Ein halbes Jahr danach gibt es das Bestreben – zumindest von Seiten Lenies Mama, die Stirnfransen wieder wachsen zu lassen.
Als Lenie bei uns übernachtet und ich ihr Zöpfe binde, fällt mir auf, dass die Stirnfransen schon sehr lang sind. Jonas habe ich die Stirnfransen schon einmal geschnitten, um seine Sicht zu verbessern. Zu Lenie sage ich: „Deine Stirnfransen sind schon sehr lang, aber bei dir traue ich mir nicht, sie abzuschneiden.“ Lenie schnappt ihre Haare und zeigt mir: „Die brauchst du nur so mit der Schere abschneiden.“ Sie hätte mir ohne weiteres ihr Vertrauen geschenkt. Ich will aber den Plan meiner Tochter nicht boykottieren, also lassen wir es lieber bleiben.
Dann mischt sich Opa ins Gespräch: „Schau, mir hat die Oma gestern die Haare geschnitten, die kann das gut. Wie schaue ich aus?“ Lenie: „Cool und fesch, Opa!“