Univ. Prof. Karwautz zum Thema Sonntagsruhe
Sonntagsruhe: ein paar Gedanken zur Bedeutung von Verzicht und Pause
Ich war erstaunt und verblüfft, als ich vor genau 20 Jahren Prof. Jürgen Moltmann in Tübingen sagen hörte: „Die Krone/Vollendung der Schöpfung ist der Sabbat“. Also nicht - wie nahezu immer und von allen gemeint -: „Die Krone der Schöpfung ist der Mensch“! Wenn also der Sabbat, der Tag der Ruhe Gottes, den höchsten Stellenwert zugesprochen bekommt, dürfen wir ihn dann ohne Schaden zu erleiden einfach streichen, aufweichen, kommerzialisieren, in Alltag umwandeln?
Wenn schon nicht mehr für viele, so bedeutet der Sonntag doch eigentlich einen Tag, der frei sein muss von Arbeit, um der Ehre Gottes willen, zur Heiligung des Tages des Herrn, zur Ehre Gottes des Vaters, der selber ruhte am siebten Tag, ein Tag, der für den Gottesdienst, das Feiern, das Danken, das Familienleben, gemeinsame Aktivitäten im kirchlichen und im gemeinschaftlichen Bereich da ist, ein Tag, der also ganz für Gott und die Menschen da ist und an dem der Mensch ganz für Gott da ist und Gott ganz für sich da sein lässt.
Für sehr viele - in unserer säkularisierten Welt wohl die meisten – ist der Sonntag (bzw. Feiertag) kirchlich oder staatlich lediglich eine willkommene Unterbrechung des Alltagslebens und somit des Arbeitsprozesses. Wenn auch der eigentliche Sinn des Feiertages von vielen heute daher nicht mehr verstanden wird, so legen doch viele (alle?) großen Wert darauf, frei zu haben und den Alltag der Arbeit zu unterbrechen, auch wenn sie keinerlei Beziehung (mehr) zum Grund und Hintergrund sowie Sinn dieses Tages haben. Also haben auch diese vielen zumindest eindeutig erkannt, wie wichtig die Unterbrechung des Ein-Gespannt-Seins in den Arbeitsprozess – die Pause - für unser Seelen- und Gemeinschaftsleben ist. Pause im Alltag heißt Zeit für Beziehungen (Gemeinschaft, Familie,…), für andere (über die wir nachdenken, für die wir Sorge tragen), heißt Zeit für uns selber.
Unsere Seelen leben von Rhythmen: Einatmen - Ausatmen, Wachen – Schlafen, Essen – Fasten, Nähe- Distanz, Ruhe – Taten,… Unsere Beziehungen leben von Rhythmen. Wir selber sind eingebettet in Rhythmen der Lebenszeiten, Jahreszeiten, Urlaubszeiten, Tageszeiten, Stunden der Liebe, Stunden der Arbeit, Tätigkeit und Pausen… Seelische Krankheiten sind tief verwurzelt in der Nicht-Rhythmizität unseres Lebens, wenn wir die Rhythmen des Lebens nicht anerkennen und ihnen nicht folgen sind wir angreifbar, labil, gefährdet zu erkranken.
Natürlich ist es zugegebenermaßen schön, am Feiertag mit der kleinen Tochter frische Semmeln holen zu können. Aber eine Einübung in den Verzicht darauf würde uns gut tun und wäre des Menschen würdig. Der Verzicht auf etwas (besonders etwas Materielles) hat (neben einem religiösen) auch einen hohen pädagogischen und psychohygienischen Wert. Wir selber und unsere Kinder müssen sich darin üben, um nicht seelischen Schaden zu erleiden.
Der Generaldirektor oder Vorstand wird sich weiter aussuchen können, ob er an solchen Tagen arbeitet oder nicht. Die Verkäuferin, die Kassiererin an der Supermarktkasse kann nicht wählen. Sie ist die erste Leidtragende einer neoliberalen Ordnung, die für viele weitere Freiheiten bringt, ihr aber neue und immer noch mehr Knechtung.
Also, um des Schutzes der Angestellten willen und derer, die nicht frei wählen können, ob sie an diesen Tagen arbeiten müssen
oder bewahren wir den Sonntag!
Um des Schutzes unserer Seelen willen und deren Bedürfnis nach Ruhe, Pause, Gemeinschaft abseits von Konsum und Pflicht - bewahren wir den Sonntag!
Für die die es verstehen können: um der Ehre Gottes willen:
bewahren wir den Feiertag!
Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Karwautz,
Jugendpsychiater und Psychotherapeut in Wien
Wenn schon nicht mehr für viele, so bedeutet der Sonntag doch eigentlich einen Tag, der frei sein muss von Arbeit, um der Ehre Gottes willen, zur Heiligung des Tages des Herrn, zur Ehre Gottes des Vaters, der selber ruhte am siebten Tag, ein Tag, der für den Gottesdienst, das Feiern, das Danken, das Familienleben, gemeinsame Aktivitäten im kirchlichen und im gemeinschaftlichen Bereich da ist, ein Tag, der also ganz für Gott und die Menschen da ist und an dem der Mensch ganz für Gott da ist und Gott ganz für sich da sein lässt.
Für sehr viele - in unserer säkularisierten Welt wohl die meisten – ist der Sonntag (bzw. Feiertag) kirchlich oder staatlich lediglich eine willkommene Unterbrechung des Alltagslebens und somit des Arbeitsprozesses. Wenn auch der eigentliche Sinn des Feiertages von vielen heute daher nicht mehr verstanden wird, so legen doch viele (alle?) großen Wert darauf, frei zu haben und den Alltag der Arbeit zu unterbrechen, auch wenn sie keinerlei Beziehung (mehr) zum Grund und Hintergrund sowie Sinn dieses Tages haben. Also haben auch diese vielen zumindest eindeutig erkannt, wie wichtig die Unterbrechung des Ein-Gespannt-Seins in den Arbeitsprozess – die Pause - für unser Seelen- und Gemeinschaftsleben ist. Pause im Alltag heißt Zeit für Beziehungen (Gemeinschaft, Familie,…), für andere (über die wir nachdenken, für die wir Sorge tragen), heißt Zeit für uns selber.
Unsere Seelen leben von Rhythmen: Einatmen - Ausatmen, Wachen – Schlafen, Essen – Fasten, Nähe- Distanz, Ruhe – Taten,… Unsere Beziehungen leben von Rhythmen. Wir selber sind eingebettet in Rhythmen der Lebenszeiten, Jahreszeiten, Urlaubszeiten, Tageszeiten, Stunden der Liebe, Stunden der Arbeit, Tätigkeit und Pausen… Seelische Krankheiten sind tief verwurzelt in der Nicht-Rhythmizität unseres Lebens, wenn wir die Rhythmen des Lebens nicht anerkennen und ihnen nicht folgen sind wir angreifbar, labil, gefährdet zu erkranken.
Natürlich ist es zugegebenermaßen schön, am Feiertag mit der kleinen Tochter frische Semmeln holen zu können. Aber eine Einübung in den Verzicht darauf würde uns gut tun und wäre des Menschen würdig. Der Verzicht auf etwas (besonders etwas Materielles) hat (neben einem religiösen) auch einen hohen pädagogischen und psychohygienischen Wert. Wir selber und unsere Kinder müssen sich darin üben, um nicht seelischen Schaden zu erleiden.
Der Generaldirektor oder Vorstand wird sich weiter aussuchen können, ob er an solchen Tagen arbeitet oder nicht. Die Verkäuferin, die Kassiererin an der Supermarktkasse kann nicht wählen. Sie ist die erste Leidtragende einer neoliberalen Ordnung, die für viele weitere Freiheiten bringt, ihr aber neue und immer noch mehr Knechtung.
Also, um des Schutzes der Angestellten willen und derer, die nicht frei wählen können, ob sie an diesen Tagen arbeiten müssen
oder bewahren wir den Sonntag!
Um des Schutzes unserer Seelen willen und deren Bedürfnis nach Ruhe, Pause, Gemeinschaft abseits von Konsum und Pflicht - bewahren wir den Sonntag!
Für die die es verstehen können: um der Ehre Gottes willen:
bewahren wir den Feiertag!
Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Karwautz,
Jugendpsychiater und Psychotherapeut in Wien