50 Jahre KFVW - Teil 5 - Die Altpräsidenten: Traudl Langfelder (Vorsitzende 1978 – 1984)
Anlässlich des diesjährigen 50 Jahr-Jubiläums des Katholischen Familienverbandes der Erzdiözese Wien (KFVW) bringen wir nun in jeder Ausgabe unserer Mitgliederinformation - und natürlich auch online - einen Beitrag über einen ehemaligen Vorsitzenden des Katholischen Familienverbandes
Der Oma-Dienst ist ganz eng mit ihrem Namen verknüpft und noch immer schlägt das Herz der „großen Mutter“ für die Politik, ihre Nachfolger am Wiener Stephansplatz und ihr Leibthema „Frau und Gesellschaft“: „Wo immer es um das Thema ‚Frau und Familie’ gegangen ist, war ich dabei“, erzählt die langjährige Präsidentin des Katholischen Familienverbandes der Erzdiözese Wien (KFVW) und gleichzeitige Familienwerksvorsitzende Traudl Langfelder.
Die Leidenschaft für die Politik hat sie im Elternhaus mitbekommen. Immerhin war ihr Vater Lois Weinberger, zu dem sie ein sehr nahes Verhältnis hatte, Mitbegründer der ÖVP und Vizebürgermeister von Wien. Durch ihre politische Begeisterung sowie den ständigen Kontakt mit den Menschen in den Arbeitskreisen, im Mütterseminar und beim Oma-Dienst hat Traudl Langfelder Trends frühzeitig erkannt: „Im Oma-Dienst habe ich bemerkt, dass das Thema der Alleinerzieherinnen hoch kommt.“
Vieles, was damals gefordert wurde, ist heute Wirklichkeit geworden, manches ist durch die Jahrzehnte hindurch brandaktuell geblieben: Der Forderung nach drei Jahren Karenz ist man näher gekommen, das Karenzgeld für alle – damals forderte man zumindest den Teil, der aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) kommt – ist durch das Kinderbetreuungsgeld realisiert worden. Die Mehrkinderstaffel war eine ständige Forderung, heute gibt es Mehrkinder- und Altersstaffel bei der Familienbeihilfe. Die Anrechnung der Kindererziehungszeiten für die Pension ist gerade wieder durch die Pensionsreform in aller Munde. Wiederholt wurde die Verrechnung überhöhter Tarife gegenüber dem FLAF durch die Schülerfreifahrt kritisiert.
„Worin ich immer gut war, ist das Praktische. Ich bin hinausgegangen und bin so viel herumgekommen, dass ich mich oft gefragt habe, wann ich überhaupt zu Hause gewesen bin“, sagt Langfelder, die durch die langjährige Generalsekretärin der Aktion Leben, Grit Ebner, zum Familienverband gekommen ist. Die praktische Hilfestellung, wie sie etwa durch den Oma-Dienst angeboten wird, der durch Langfelder bereits in der Ära Margherita Mautner-Markhofs entstanden ist (vgl. Teil 3 der Serie), war und ist der akademischen Übersetzerin und gelernten Buchdruckerin Traudl Langfelder immer wichtig: „ Der Oma-Dienst war mein größter Erfolg und mein liebstes Kind. Die Mütterseminare – heute ‚ANIMA’ – sind Grit Ebners Werk.“
Mit dem heutigen Vizevorsitzenden Dr. Alfred Racek und dem von ihr geholten späteren APA-Redakteur Dr. Leopold Mayr begann Langfelder, den Familienverband regelmäßig in die Medien zu bringen. „Wir waren die ersten im Club 2“, erzählt Langfelder nicht ohne Stolz. Damit konnten nach den Innenpolitikseiten (vgl. Teil 4 der Serie über Leopold Kendöl) auch andere Sparten des Journalismus abgedeckt werden.
Durch die Arbeitsteilung mit dem „theoretisch hervorragenden“ Generalsekretär Dr. Alfred Racek und ihren späteren ersten Vizepräsidenten Dr. Walter Zirnig und seinem Nachfolger Dr. Heinz Trompisch konnte sie sich weiterhin den praktischen Arbeitsschwerpunkten widmen: Der Urlaub für Eltern mit behinderten Kindern in Tainach entstand, die Arbeitsgemeinschaft Pflegefamilien Wien wurde gemeinsam mit dem späteren Weihbischof Andreas Laun und Dr. Elisabeth Lutter aus der Taufe gehoben. Neben der politischen Offenheit über alle Parteigrenzen hinweg gab es auch gelebte Ökumene, etwa durch den Einsatz der eng befreundeten und inzwischen verstorbenen Jüdin Lore Decleva. Die Arbeitsgemeinschaft Christentum – Judentum war auch eine Folge der von Kardinal König unterstützten Kooperation.
Was ist in den Augen der nimmer müden dreifachen Mutter und siebenfachen Großmutter, die das diesjährige 50-Jahr-Jubiläum des Wiener Familienverbandes gleichzeitig mit ihrer goldenen Hochzeit feiert, heute zu tun? „Das Prestige der Hausfrauen und Mütter zu heben“, entfährt es Traudl Langfelder spontan. Und nach einigem Nachdenken fügt sie hinzu: „Familienpolitik ist auch Frauenpolitik! Geht’s den Frauen gut, geht’s den Familien gut.“ Wo es noch Defizite gebe? „Frauen müssen oft arbeiten, Frauen wollen aber auch arbeiten. Es muss leichter werden, den Beruf und Familienarbeit zu vereinen.“ Und: „Gleiche Arbeit muss auch gleich entlohnt werden. Berufstätige Mütter und Mütter, deren Lebensmodell es ist, mehrere Kinder groß zu ziehen, dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“ Ja, es ist noch einiges zu tun.
Mag. Andreas Cancura