Klonen: Gegen Illusion der Unsterblichkeit
Wiener Familienseelsorger warnt vor Konsequenzen - Katholischer Familienverband gegen grassierenden "Gen-Kult"
Wien, 30.12.02 (KAP)
Vor der Versuchung zum "Menschen-Machen" hat der Familienseelsorger der Erzdiözese Wien, Bernhard Mucha, angesichts des ersten Klon-Babys gewarnt. Nach der Entbindung einer Frau im Pensionistenalter sei die Geburt des ersten Klon-Babys ein weiterer Auswuchs der zunehmenden Mentalität, sich "zum Schöpfer aufzuspielen" und sich seine eigene Wirklichkeit schaffen zu wollen.
Mucha bezeichnete es als absurd, sich selbst mit einer genetisch identen "Kopie" ein "Denkmal" setzen zu wollen. In das Klon-Kind würden alle Lebenserwartungen des Gen-Spenders gelegt - und das ausgerechnet "in einer Zeit, in der die Psychotherapie ein Klagelied über Probleme anstimmen kann, die Kinder haben, wenn Eltern mit zu hohem Erwartungsdruck an sie herangehen".
Im Hinblick auf das "Fest der Heiligen Familie" sagte Mucha, gerade Familien könnten die Werte des "Unplanbaren" und "Unmachbaren" vermitteln.
Mucha rief außerdem dazu auf, auch Krankheit, Leiden und Alt-Werden mit allen Verminderungen der Lebenskräfte als "wertvolle Lebenssituationen" schätzen zu lernen.
Gegen Illusion der Unsterblichkeit
Gegen den grassierenden "Gen-Kult" sprach sich am Montag auch der Geschäftsführer des Katholischen Familienverbandes der Erzdiözese Wien, Andreas Cancura, aus. Er führt die Faszination des Klonens auf einen "extremen Narzissmus" zurück. Die dabei erhoffte Unsterblichkeit sei aber auch durch Klonen nicht zu erreichen, warnte Cancura vor einer Illusion: Klon- Kinder seien bloß "eineiige Zwillinge", die zeitlich versetzt, vielleicht sogar posthum zur Welt gebracht werden. So wie eineiige Zwillinge trotz genetischer Identität zwei "verschiedene Personen" seien und sich mitunter "sehr unterschiedlich entwickeln", sei dies auch bei Klon-Babys der Fall. Wer sich für so "perfekt" halte, dass er seine genetische Identität als "unverzichtbar für die Zukunft der Welt" ansehe, irre sich: "Die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen ist eben nicht nur genetisch vorprogrammiert, sondern hängt von vielen anderen Faktoren wie Umwelt, Milieu, Familie und Zeit ab".
Als "völligen Unsinn" wies Cancura vereinzelte Vorstellungen zurück, man könnte Menschen aus der Vergangenheit klonen, um sie danach über Vergangenes zu befragen oder gar vor Gericht zu stellen: "Seit wann haftet ein posthumer Zwilling für den anderen?" Außerdem könnte ein Klon "niemals das Wissen des Geklonten haben".