Katholischer Familienverband verteidigt differenziertes Schulsystem gegen „flächendeckende Gesamtschule“ und Marginalisierung des Elternrechts
Wien, 25. 04. 2007 [Presseaussendung]
Für ein differenziertes Schulsystem und gegen eine Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen – wie von Bürgermeister Michael Häupl und Vizebürgermeisterin Grete Laska vorgeschlagen – spricht sich der Katholische Familienverband der Erzdiözese Wien (KFVW) aus. „Eine flächendeckende Gesamtschule bedeutet eine Marginalisierung des Elternrechts auf freie Schulwahl und lässt nur mehr die ‚Flucht’ in die Privatschule übrig“, so KFVW-Geschäftsführer Andreas Cancura.
„Das differenzierte Schulsystem sollte ausgebaut, nicht nivelliert werden“, ist Cancura überzeugt. „Warum sollen Eltern, die eine differenzierte und qualitätvolle Förderung ihrer Kinder wollen, gezwungen werden, ihre Kinder in Privatschulen zu geben“, fragt Cancura. Es gebe keine empirischen Hinweise, dass eine Gesamtschule grundsätzlich bessere Leistungen erbringe als ein differenziertes, aber durchlässiges Schulsystem, erklärt der KFVW-Geschäftsführer.
Das Hauptproblem der Gesamtschule sei: „Da sich die Gesamtschule notgedrungen nach den Schwächeren richten muss, führt sie zwangsläufig zum Niveauverlust, andererseits zerreißt getrennter Unterricht in unterschiedlich begabten Klassen die Klassengemeinschaft und wird der Begabungsvielfalt der Kinder nicht gerecht“, so Cancura. In Zukunft müsse eben – wie die Erfahrungen der Begabungsförderung zeigten – mehr differenziert und individualisiert werden – aber nicht in zu heterogenen Gruppen. Die Individualisierung und innere Differenzierung des Unterrichts funktioniere nur in einem differenzierten Schulsystem, das viel mehr fördert und fordert und Schülerinnen und Schüler gerade nicht über einen Kamm schere.
Zudem sei die AHS die beliebteste Schulform und gerade die achtjährige Langform solle weder durch eine Gesamtschule noch eine verlängerte Volksschulzeit beschnitten werden. Die wissbegierigen Zehnjährigen sollten einen Entwicklungsschritt machen dürfen. Sehr viele BHS-Maturanten wiederum kämen aus der Hauptschule, was zeige, dass auch diese Zubringerschiene, die sich auf praktische Begabungen konzentrieren sollte, nicht umgebracht werden dürfe.
„Das aktuelle Verhandlungsangebot der SPÖ an die Bundes-ÖVP, die Bezeichnung ‚Gesamtschule’ durch ‚Mittelschule’ zu ersetzen, ist purer Etikettenschwindel. Jetzt ist Grundsatztreue der ÖVP gefordert, will sie glaubwürdig sein“, so Cancura.
f. d. R.: Dr. Renate Moser, KFVW-Organisationsreferentin