Familienleistungen als Thema der Jahreshauptversammlung des KFVW
„Eine Valorisierung ist wohl das Mindeste, denn es ist total ungerecht, lediglich die Pensionen, nicht aber die Familienleistungen wertzusichern“, so Trendl. Die inflationsbedingten Verluste beim Kinderbetreuungsgeld, das seit seiner Einführung im Jahr 2002 nicht erhöht wurde, und bei der Familienbeihilfe seien dramatisch und betragen inzwischen bis zu 30 Prozent. Eine Meinung, der sich im Lauf der Diskussion auch der Vizepräsident der Wirtschaftskammer Wien, Dr. Paulus Stuller anschließen konnte: „Es ist genau genommen eine Gemeinheit, dass man die Familienleistungen so lange nicht erhöht hat.“ Stuller wandte sich allerdings gegen eine Erhöhung der Beiträge zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF), da dies die Wirtschaftsentwicklung in Österreich negativ beeinflussen würde. Lediglich Direktor-Stv. Mag. Alice Kundtner von der Arbeiterkammer Wien wollte von einer Wertsicherung der Familienleistungen nichts wissen und erklärte in einer teilweise sehr emotional geführten Diskussion, dass direkte Zahlungen an die Familien nicht immer beim Kind ankommen würden, was zu heftigen Wortmeldungen führte. Das Konzept der Arbeiterkammer setze statt dessen auf Sachleistungen und institutionelle Kinderbetreuung. Würden 300 – 400 Millionen Euro in die institutionelle Kinderbetreuung investiert, würde im fünften Jahr schon Gewinn gemacht, so Kundtner.
Der Wirtschaftswissenschafter Mag. Peter Brandner erklärte, dass das österreichische Steuer- und Finanzsystem weder bei Sozialleistungen noch bei den Tarifen eine Indexierung kenne. Genau genommen müsste man natürlich auch die Steuertarife der Inflation anpassen, weil der Staat sonst auf dem Weg der „kalten Progression“ ständige Mehreinnahmen erreiche und daher Erwerbstätige netto weniger bekommen, obwohl sie brutto mehr verdienen. „Der Grund, warum wir das nicht haben, ist, dass die Politiker alle drei bis fünf Jahre Weihnachtsmann spielen wollen, um die Mehreinnahmen auf dem Weg einer Steuerreform großzügig zu verteilen.“ 80 Prozent der Einnahmen des FLAF zahlten sich die Familien aber selbst, so Brandner, der dafür plädierte, bei der Bemessungsgrundlage anzusetzen, weshalb steuertechnisch Freibeträge und nicht Absetzbeträge richtiger wären.
Bei der zuvor abgehaltenen Jahreshauptversammlung war Mag. Mechtild Lang als Vorsitzende einstimmig erneut für weitere drei Jahre an der Spitze des Katholischen Familienverbandes der Erzdiözese Wien (KFVW) bestätigt worden. Als Vorsitzender-Stellvertreter wurde der 53jährige Informatiker Dipl. Ing. Wolfgang Premauer gewählt. Großes Gewicht möchte Lang auf die Gewinnung neuer Mitglieder legen: „Es soll selbstverständlich sein, Mitglied des Katholischen Familienverbandes zu sein, damit die Familien in der Politik nicht überhört werden. Der Kontakt zu den neuen Pfarrgemeinderäten für Ehe und Familie muss intensiviert werden. Dazu bieten die kommenden Pfarrgemeinderatswahlen eine gute Gelegenheit!“
f.d.R.: Mag. Andreas Cancura, KFVW-Geschäftsführer